Wusstet ihr, dass das älteste Gnocchi-Rezept Italiens aus Brot, Mandeln und Käse bestand? Die so genannten “zanzarelli” waren bereits im 14. Jahrhundert im Norden Italiens rund um Mailand eine wahre Spezialität, serviert bei Hochzeiten oder nach militärischen Siegen. Später wurden dann Brot & Käse durch Mehl & Eier ersetzt und malfatti genannt. Erst im 16. Jahrhundert als die Erdäpfel aus Amerika ihren Siegeszug in Europa feierten, entstanden die heute so beliebten gnocchi di patate (= Erdäpfelgnocchi).
Aber Gnocchi ist nicht gleich Gnocchi in Italien, denn jede Region hat ihr eigenes Rezept. Generell werden in Nord- und Mittelitalien Gnocchi ohne Eier zubereitet. In der Lombardei werden zB gnocarei aus Mais- und Buchweizenmehl und Milch hergestellt, in der Toskana wird gerne Kastanienmehl untergemischt. In Triest gibt man stattdessen Grieß (gnocheti di gris) in den Teig und in Puglia gibt es pizzua oder im Dialekt triddhi, unregelmäßige Teigstückchen aus Hartweizen, Eiern und Petersilie, die in Gemüsebrühe gekocht werden. Nicht zu vergessen die gnocchi alla romana, die aus semolino (Grieß), Butter, Eier, Milch & Parmesan bestehen, und im Ofen gebacken werden.
Traditionell isst man die gnocchi di patate mit Butter & Salbei. In manchen Regionen kommt Parmesan oder Prosciutto dazu, wieder andere geben Pesto drauf und in Kampanien isst man sie mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Gemäß dem Spruch “giovedì gnocchi, venerdì pesce, sabato trippa” (also: donnerstags Gnocchi, freitags Fisch und samstags Kutteln) isst man sie im Rom also meist am Donnerstag. Das österreichisch-deutsche Pendant sind die Nocken oder Spätzle. Man denke da an die österreichischen Eiernockerl, Südtiroler (Käse-)Nocken oder in einer etwas anderen Teig-Form die Käsespätzle, die v.a. in Süddeutschland (auch: Knöpfle) oder in der Schweiz (auch: Chnöpfli) zur regionalen Küche gehören.
Mit meiner Kreation wollte ich ein bisschen frischen Wind in die traditionellen Rezepte bringen bzw. die Vielfalt zusätzlich erweitern: eine Kombination aus Erbsen, Minze und gerösteten Mandeln. Den Teig für die Gnocchi findet ihr sowohl in einer traditionellen, minimalistischen als auch in einer experimentelleren, glutenfreien Form. Je nach Intoleranz oder Gusto. Meinem Mann hat übrigens meine glutenfreie Variante sehr geschmeckt („Mhmm, die sind aber gut und superweich, fast schon zu weich – wie hast du das denn geschafft?!“) 🙂 Ihr könnt die Erbsen-Minzecreme aber auch für ein Pastagericht verwenden, dazu passt sie – finde ich – ebenfalls wunderbar!
Glutenfreie Gnocchi mit Erbsen-Minzecreme & Mandeln
histaminarm, glutenfrei, laktosefrei, fruktosearm, pflanzlich
Zutaten für ca. 2-3 Personen:
Für den Gnocchi-Teig
Klassische Variante (Rezept schon vorhanden):
900g Kartoffeln, mehlig
200-300g (Dinkel-, Kamut-, Weizen-) Mehl
etwas Muskatnuss
Prise Salz
Meine Variante – glutenfrei & superweich:
900g Kartoffeln, mehlig
70g Kartoffel- oder Reismehl
30-35g Maisstärke
1,5 EL Flohsamenschalen
Prise Salz
etwas Kurkuma oder Safran (für eine schöne Farbe)
Für die Creme:
300g Erbsen (Tiefkühl)
2 Zweige Minze
40-50 ml kalt gepresstes Olivenöl
Spritzer Zitronensaft
etwas Salz
eine Handvoll Mandeln (am besten gestiftete oder gehackte)
Zubereitung:
Kartoffeln in kochendem Wasser weich kochen, schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Dann die restliche Zutaten einarbeiten (ev. etwas Wasser hinzufügen, dann binden die Flohsamenschalen besser!). Einen großen Topf mit Salzwasser aufkochen und zuerst probeweise ein Gnocchi hineingeben – falls sie nicht gut zusammenhalten entweder noch etwas Mehl (bei Variante 1) oder Speisestärke (bei Variante 2) untermischen. Dann erst Rollen formen, in 2cm große Stücke schneiden, mit der Gabel Rillen hineindrücken (siehe Fotos unten) und im kochenden Wasser so lange kochen bis sie an der Oberfläche treiben. Dann sofort herausnehmen und abtropfen lassen.
Für die Creme Erbsen mit heißem Wasser übergießen und kurz aufkochen, dann in einen Mixbehälter füllen und mit Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Minze (vier Blätter für die Dekoration aufheben) mischen und pürieren, bis eine schöne, homogene Creme entsteht. Ev. noch etwas Flüssigkeit hinzufügen.
(TIPP: Entweder die Gnocchi inzwischen im Ofen warm halten oder die Creme vor den Gnocchi machen!) Die Mandelstücke in einer Pfanne ohne Öl rösten. Gnocchi anrichten, mit Erbsencreme vermischen, mit gerösteten Mandeln bestreuen und mit Minze (und ev. Erbsen) dekorieren.